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Im Jahre 2001 kaufte die BFS Service GmbH die erste Forderung eines Leistungserbringers in der Pflege an. In den folgenden zwei Dekaden hat sich in der Factoring-Welt einiges getan. Geschäftsführer Edward Poniewaz spricht im Interview über die Vorteile schlanker Vorfinanzierungslösungen und gibt einen Ausblick auf die anstehenden Veränderungen im Abrechnungswesen hinsichtlich der Telematik-Infrastruktur.
Zum Jahresende 2001 kaufte die BFS Service GmbH die erste Forderung eines Leistungserbringers in der Pflege an. Wie sah die Factoring-Welt damals in der ambulanten Pflege aus?
Edward Poniewaz: Wer vor 20 Jahren seine Forderungen an Abrechnungszentren verkaufen wollte, musste die Verordnungen, Leistungsnachweise, Rechnungslisten etc. mit der Post zu den Abrechnungszentren versenden. Diese erfassten die Daten erneut zur Rechnungsstellung und vergaben dabei eigene Rechnungsnummern. Anschließend erfolgten der Rechnungsversand an die Kassen sowie der Ankauf der Forderungen und deren Auszahlung an den Forderungsverkäufer. Die Praxis in der Abrechnung mit einem Abrechnungszentrum war folglich durch doppelte Arbeiten geprägt, die beim Pflegedienst und zum zweiten Mal beim Abrechnungszentrum anfielen. Zudem beinhaltete die Doppelerfassung eine zusätzliche Fehlerquelle, die oftmals zu einer Unzufriedenheit bei Leistungserbringern führte. Erschwerend kann hinzu, dass die Abrechnungszentren nicht inhaltlich mahnen konnten. Bei Reklamationen und Korrekturen mussten sie beim Pflegedienst nachfragen, ob die Absetzung bzw. der Widerspruch der Kassen gerechtfertigt war. Dies erfolgte ebenfalls per Papier und verzögerte den Abrechnungsprozess der Rückläufer. Dieses Dreiecksverhältnis (Leistungserbringer, Abrechnungszentrum, Leistungsträger) war in hohem Maße ineffizient. Dies spiegelte sich in den hohen Gebühren für die Factoring-Dienstleistungen, die nicht selten zwischen 3% und 5% lagen. Hinzu kam noch der interne Aufwand, um die Abrechnungsfehler und Widersprüche einer Klärung zuzuführen.
Was wurde beim online-factoring anders gemacht?
Wir haben mit unserem Angebot die Doppelarbeiten abgeschafft, indem unsere Kunden ihre Rechnungen sowie die Leistungsnachweise direkt an die Kassen senden. Die Rechnungserstellung konnte somit ohne die Einbindung eines Dritten erfolgen, was zu einer Vereinfachung des Abrechnungsprozesses beitrug. Als wir im Jahr 2001 dazu mit online-factoring eine internetbasierte Portallösung einführten, reagierte der Markt anfangs zurückhaltend. Der Einsatz moderner Computerprogramme und deren zunehmenden Akzeptanz bei den Leistungserbringern führte in den nachfolgenden Jahren zu einem starken Zulauf. Wir hatten mit diesem Angebot frühzeitig auf die Digitalisierung in der Pflege gesetzt, was sich im Rückblick ausgezahlt hat. Heute kaufen wir jährlich über 1,2 Milliarden Euro an Forderungen an und befinden uns weiterhin auf Wachstumskurs.
Die BFS Service GmbH bietet Ihr online-factoring über das Portal www.clever-factoring.de an. Was ist das Einzigartige an dieser Art des Factorings bei der BFS Service GmbH?
Wir arbeiten ausschließlich mit den Rechnungsnummern unserer Kunden, was neben den günstigen Konditionen zu einer hohen Attraktivität der Angebote führt. Auch den Prämissen der ersten Stunde, hohe Transparenz für unsere Kunden und zeitnahe Informationen zu allen Vorgängen, sind wir treu geblieben. Zudem haben wir im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses die Angebote ausgebaut und zielgruppengerecht gestaltet. Heute bieten wir moderne Lösungen wie beispielsweise www.factomat.de für Gesundheitsberufe an, für den Klinik- und Rehabereich setzen wir auf Ausschnittsfactoring.
Es wird ernst mit der Digitalisierung in der Abrechnung und die Corona-Pandemie hat gezeigt, was alles geht, wenn man muss.
Pflegefachkräfte spielen gelegentlich mit dem Gedanken, sich mit einem ambulanten Pflegedienst selbstständig zu machen, haben aber oftmals großen Respekt vor den finanziellen Unwägbarkeiten. Wie schätzen Sie die Chancen für Existenzgründer*innen aktuell ein?
Dieser Respekt ist eine gute Voraussetzung, um den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Denn gerade in der Existenzgründungsphase kommt es immer wieder zu Überraschungen, die nicht einkalkuliert wurden. Insbesondere zählen dazu die branchenüblichen Zahlungsziele sowie saisonal bedingte Verzögerungen: Beispielsweise kommt es zum Jahreswechsel und in der Ferienzeit häufig zu Zahlungsverzögerungen auf Leistungsträgerseite. Daher ist die Planung des Zeitraumes, wann tatsächlich die Rechnungen des Pflegedienstes beglichen werden, immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Sicherer ist der Verkauf von Forderungen an ein Factoring-Institut, da der Auszahlungstermin fest vereinbart werden kann. Viele Kunden nutzen diese Möglichkeit, um sich die notwendige Liquidität zu sichern.
Ein Ausblick: Wie wird sich das Thema Abrechnungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft weiterentwickeln?
In wenigen Jahren wird vieles anders sein. Dies gilt auch für die Art und Weise wie die beteiligten Partner im Gesundheitswesen miteinander kommunizieren. Was heute noch über den Versand von Papier erfolgt, wird in Zukunft elektronisch abgewickelt. Die Telematik-Infrastruktur (TI) stellt dafür die Basis sicher und gewährleistet eine schnelle Kommunikation und Datenübertragung zwischen Ärzte, Leistungserbringer und Leistungsträger im Gesundheitswesen. Ambulante Pflegeeinrichtungen sollen ab 2024 verbindlich an die TI angebunden werden. In den nächsten Jahren wird es somit selbstverständlich sein, dass ärztlichen Verordnungen elektronisch übermittelt werden. Die Fachanwendungen innerhalb der TI berücksichtigen ebenfalls die elektronischen Verfahren zur Übermittlung der Bewilligungen und der Abrechnungsunterlagen. Die Softwareunternehmen und Dienstleister bereiten sich seit Jahren auf diese Entwicklung vor und stehen in den Startlöchern. Es wird ernst mit der Digitalisierung in der Abrechnung und die Corona-Pandemie hat gezeigt, was alles geht, wenn man muss.
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Mirco Salomon
Senior-Firmenkundenbetreuer im Außendienst
Im Zollhafen 5 (Halle 11)
50678 Köln
T 0151.40215613
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