Herausforderungen für das Liquiditätsmanagement in deutschen Kliniken - SozialGestaltung

Herausforderungen für das Liquiditätsmanagement in deutschen Kliniken

Strategische Maßnahmen helfen bei der Bewältigung – auch im Jahr 2023

Male nurse pushing stretcher gurney bed in hospital corridor wit

Die Corona-Pandemie prägte die Situation der Krankenhäuser in den letzten 30 Monaten. Daneben veränderten neue Gesetze die Krankenhausfinanzierung signifikant. Auf diese Rahmenbedingungen trifft jetzt eine sich verschärfende Kostenspirale. Diese Gemengelage stellt erhebliche Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit und Liquidität der Kliniken. Auch wenn die Regierung ein neues Hilfspaket in Aussicht gestellt hat, ist ein strategisches Liquiditätsmanagement für Krankenhäuser weiterhin von großer Bedeutung.

Unterstützungen durch Corona-Hilfen laufen aus 

Um die wirtschaftlichen Belastungen infolge der Corona-Pandemie abzufangen und Liquidität sicherzustellen, waren die staatlichen Corona-Hilfen für die meisten Kliniken sowohl von existenzieller Bedeutung als auch von hoher Wirksamkeit. Im Jahr 2021 konnte über die Gesamtheit der Krankenhäuser trotz eines erheblichen Rückgangs der Fallzahlen ein Erlöszuwachs von rund 13 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 erwirtschaftet werden. Doch wesentliche Elemente der finanziellen Hilfen und bürokratischen Erleichterungen des Klinik-Rettungsschirms sind bereits ausgelaufen oder enden demnächst. Nach derzeitiger Regelung läuft auch die derzeit verkürzte Zahlungsfrist von Krankenkassen Ende des Jahres 2022 aus. Der Wegfall fällt in einen Zeitraum, in dem viele Krankenhäuser erfahrungsgemäß aufgrund der Jahresabschlussarbeiten die Fakturierung zurückfahren. Hierdurch könnte sich der Zahlungseingang für erbrachte Leistungen bei gegebenen Kosten deutlich verschieben.


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Erhebliche Belastungen bauen sich auf

Weitere Herausforderungen für die Liquiditätssicherung der Krankenhäuser ergeben sich aus den gesetzlichen Rahmenbedingungen:

  • Ausgliederung der Pflegepersonalkosten aus dem DRG-System: Seit 2020 stehen für viele Kliniken abschließende Verhandlungen mit den Kassen über die Pflegebudgets aus. Für die Gesamtbranche summiert sich das Refinanzierungsdefizit gemäß Deutscher Krankenhausgesellschaft bei den Pflegepersonalkosten bereits auf rund acht Milliarden Euro.

  • Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung: Aufgrund der Corona-Pandemie für die meisten Fachbereiche befristet ausgesetzt, treten die neuen Vorgaben seit dem Jahr 2021 schrittweise in Kraft. Zahlreiche Krankenhäuser müssen das Personal aufstocken oder Vergütungsabschläge hinnehmen. 

  • MDK-Reformgesetz:  Auch hier kam es Corona-bedingt zu einer übergangsweisen Aussetzung. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl vom Medizinischen Dienst beanstandeter Rechnungen deutlich steigen wird. Es drohen Abschläge von bis zu 10 Prozent des Rechnungsbetrags. 

 
Als zusätzliche wirtschaftliche Herausforderungen wirkt der sprunghafte Anstieg der Sachkosten. Im Jahr 2022 steht einer prognostizierten Inflationsrate von über 8 % eine Erhöhung der Landesbasisfallwerte von durchschnittlich nur 2,25 % (Mittelwert ohne Ausgleiche) gegenüber. Die deutlich gestiegenen Energiepreise werden die Kosten-Erlös-Schere weiter auseinander gehen lassen. 
Vor diesem Hintergrund rechnen rund 60 Prozent der Kliniken mit einem Jahresfehlbetrag für das Jahr 2021. Für das Jahr 2022 erwartet jedes zweite Krankenhaus eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation; über 60 Prozent sehen deutliche Liquiditätsengpässe.  

Auswertungen und Erfahrungen der BFS-Gruppe

Die Jahre 2020 und 2021 zeigen im Datenpool der BFS-Gruppe unterschiedliche Auswirkungen, wobei diese aber im Wesentlichen die oben dargestellten Entwicklungen widerspiegeln. Im Jahr 2020 präsentierten sich die meisten Kliniken in einer soliden wirtschaftlichen Verfassung. Häufig konnte dabei ein signifikanter Anstieg des operativen Cash-Flows beobachtet werden. Hier zeigt sich die Wirksamkeit des Klinik-Rettungsschirms. Für 2021 deuten erste Auswertungen der Jahresabschlüsse auf eine Verschärfung der wirtschaftlichen Situation hin. Im Jahr 2022 zeigen betriebswirtschaftliche Auswertungen der Krankenhäuser eine zunehmend negative Ergebnisentwicklung und sich abzeichnende Herausforderungen im Liquiditätsmanagement. 

Ausblick 2023

Im bisherigen Verlauf der Corona-Pandemie hat sich die Bereitschaft des Gesetzgebers zu umfangreichen Stützungsmaßnahmen für die Plankrankenhäuser gezeigt. Nach zunächst sehr pauschalen Lösungen wurden diese immer weiter differenziert und entfalteten sowohl temporär als auch einrichtungsindividuell eine unterschiedliche Wirkung. In der aktuellen Krisenlage zeigte sich das Bundesgesundheitsministerium mit Hilfspakten für die Krankenhäuser zunächst sehr zurückhaltend. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat, wohl auch unter dem nachhaltigen Druck der Einrichtungen und deren Verbände, ein Hilfspaket für Krankenhäuser angekündigt. Hierdurch sollen Liquiditätsengpässe infolge der Energie- und Inflationskrise abgemildert werden. Inwieweit allerdings ein Abfangen aller liquiditätsbelastenden Herausforderungen vor dem Hintergrund der politischen Gesamtlage und der geplanten Wiedereinführung der Schuldenbremse in Gänze gelingt, darf kritisch hinterfragt werden. Unter diesen Vorzeichen gewinnt ein strategisches Liquiditätsmanagement von Klinken weiter an Bedeutung. Nur so können mögliche Liquiditätsengpässe identifiziert und Gegensteuerungsmaßnahmen eingeleitet werden. 

 

*Dieser Artikel erschien zuerst im Kundenmagazin Sozialus der Bank für Sozialwirtschaft AG.

 

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