Pflegestatistik 2021 - SozialGestaltung

Pflegestatistik 2021

Hohe Bedeutung der ambulanten Pflege- und Betreuungsdienste

A young health visitor helping a happy sick senior woman sitting on bed at home.

Die aktuelle Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes zeigt deutlich, dass die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen von Ende 2019 bis Ende 2021 stark gewachsen ist (+20 Prozent). Bei den fast 5 Millionen Pflegebedürftigen ist die Nachfrage nach Versorgungsformen hoch, die dem individuellen Autonomiebedürfnis gerecht werden. Während der Markt der vollstationären Pflege stagniert, boomt der Markt der ambulanten Pflege- und Betreuungsdienste. Auch die zweite Studie zum Betreuten Seniorenwohnen der SozialGestaltung und des KDAs bestätigt die hohe Nachfrage nach alternativen Versorgungsangeboten.

Im Dezember 2021 waren in Deutschland 4,96 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI). Im Jahr 2019 lag die Zahl der Pflegebedürftigen bei 4,13 Millionen. Bei der starken Zunahme um 0,83 Millionen Pflegebedürftige (+20 Prozent) zeigen sich weiterhin Effekte durch die Einführung des weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs zum 1. Januar 2017. Seither werden mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft als zuvor.

Wichtige Rolle häuslicher Versorgung

Etwa fünf von sechs Pflegebedürftigen bzw. 4,17 Millionen wurden im Dezember 2021 zu Hause versorgt (+26 Prozent verglichen mit 2019). Davon erhielten 2,55 Millionen ausschließlich Pflegegeld und wurden überwiegend durch Angehörige gepflegt. Weitere 1,05 Millionen Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten und wurden zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflege- und Betreuungsdienste versorgt. Ebenfalls zu Hause versorgt wurden weitere 0,56 Millionen Personen im Pflegegrad 1. Davon erhielten 0,03 Millionen ausschließlich Entlastungsleistungen landesrechtlicher Angebote (z.B. haushaltsnahe Dienstleistungen, Gruppenangebote, Alltags- und Pflegebegleitung). Die übrigen 0,53 Millionen Pflegebedürftigen im Pflegegrad 1 haben im Dezember 2021 keine Leistungen von Pflegeheimen oder ambulanten Diensten genutzt. Ob diese Personen weitere Hilfeleistungen abgerufen haben, wird in der Pflegestatistik nicht erfasst.

Ambulante Pflege- und Betreuungsdienste gewinnen an Bedeutung / Vollstationäre Versorgung leicht rückläufig

Ende 2021 wurden rund 688 ambulante Pflege- und Betreuungsdienste mehr gezählt als zwei Jahre zuvor (+5 Prozent). Die Zahl der durch sie betreuten Pflegebedürftigen stieg in dem Zeitraum um knapp 7 Prozent (+64.000). Im Vergleich zu Dezember 2019 sank die Zahl der vollstationär in Heimen versorgten Pflegebedürftigen um 3 Prozent (-25.000). 

Bundesweit gab es im Dezember 2021 rund 16.100 nach SGB XI zugelassene voll- bzw. teilstationäre Pflegeheime (+5 Prozent verglichen mit 2019). Parallel dazu stieg die Zahl der Plätze um fast 2 Prozent auf rund 984.700. Mit 877.900 Plätzen bzw. 89 Prozent steht weiterhin ein Großteil der Kapazitäten für die vollstationäre Dauerpflege zur Verfügung. Allerdings kam der Zuwachs in diesem Bereich zum Erliegen. Mit knapp 88 Prozent sank die Auslastung der vollstationären Dauerpflegeplätze um 2 Prozent verglichen mit dem Niveau von 2019. Die Anzahl der teilstationären Tagespflegeplätze ist erneut deutlich gestiegen (+16 Prozent) und liegt nun bei ca. 96.200. 

In den dargestellten Entwicklungen spiegeln sich erneut die stark gestiegenen Anreize für die Inanspruchnahme von ambulanten und teilstationären Pflegeangeboten infolge der Reformmaßnahmen in der Sozialen Pflegeversicherung in den vergangenen Jahren wider. Zusätzlich hat die 2020 und 2021 vorherrschende Corona-Pandemie die Inanspruchnahme von stationären Pflegeangeboten abgeschwächt. Eine hohe Nachfrage nach alternativen Versorgungsangeboten bestätigt auch die zweite Studie zum Betreuten Seniorenwohnen der SozialGestaltung und des KDAs.

Vergütung: steigende Pflegesätze

Die Pflegestatistik erfasst den Pflegesatz sowie das Entgelt für Unterkunft und Verpflegung als Vergütungsbestandteile in der stationären Pflege. Nicht erhoben werden die Investitionskostensätze.
Die jüngste Statistik weist erneut Anstiege in den erfassten Vergütungsbestandteilen aus. Ende 2019 lag der Pflegesatz bundesdurchschnittlich zwischen rund 1.384 Euro für Pflegegrad 1 (+148 Euro bzw. 12 Prozent ggü. 2019) und 3.011 Euro für Pflegegrad 5 (+ 207 Euro bzw. 7 Prozent) pro Monat und Pflegeplatz. Das Entgelt für Unterkunft und Verpflegung belief sich durchschnittlich auf rund 806 Euro pro Monat (+ 49 Euro bzw. 6 Prozent). Für den Einrichtungsindividuellen Eigenanteil ergibt sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rechnerisch ein bundesdurchschnittlicher Wert von 1.005 Euro pro Monat. Gegenüber 2019 ist dies ein Anstieg um 206 Euro bzw. 26 Prozent.

Negative Entwicklungen beim Personal

Insgesamt waren im Jahr 2021 ca. 1,26 Millionen Menschen in der Pflege tätig, davon ca. 814.000 in der stationären Versorgung (+2 Prozent verglichen mit 2019). Der Zuwachs an Pflegepersonal liegt damit deutlich unter dem zwischen den Jahren 2017 und 2019 (+4 Prozent). Weniger als ein Drittel der Beschäftigten arbeitete Vollzeit, Teilzeitkräfte machten knapp zwei Drittel der Beschäftigten aus. Auszubildende sowie (Um-) Schüler*innen hatten im stationären Bereich eine stärkere Bedeutung als im ambulanten Bereich: Sie stellten 7 Prozent der Beschäftigten. 

Im ambulanten Bereich waren knapp 442.900 Personen beschäftigt (+5 Prozent verglichen mit 2019). Auch hier lag der Personalzuwachs deutlich unter den 8 Prozent zwischen 2017 und 2019.

Auffällig ist auch die negative Entwicklung der Anzahl an Auszubildenden und (Um-) Schüler*innen zwischen 2019 und 2021. In der stationären Versorgung sank die Zahl sogar um knapp 2 Prozent. In den ambulanten Diensten betrug der Zuwachs nur etwa 6 Prozent, obwohl er bei der letzten Erhebung noch bei fast 19 Prozent lag.

Die wichtigsten Eckpunkte im Überblick 
 

  15.12.2019 15.12.2021 Steigerung/ Abnahme in %
Pflegebedürftige insgesamt 4.127.605 4 961 146 20,20%
Pflegebedürftige zu Hause versorgt 3.309.288 4 167 685 25,90%
– allein durch Angehörige 2.116.451 2 553 921 20,70%
– zusammen mit/ durch ambulante Pflegedienste 982.604 1 046 798 6,50%
– mit Pflegegrad 1 und ausschließlich landesrechtlichen bzw. ohne Leistungen 208.330 565 294 171,30%
– mit Pflegegrad 1 und teilstationären Leistungen 1.903 1 672 -12,10%
Pflegebedürftige vollstationär in Heimen 818.317 793 461 -3,00%
– darunter vollstationäre Dauerpflege 794.917 771 531 -2,90%
Ambulante Pflegedienste 14.688 15 376 4,70%
Pflegeheime insgesamt 15.380 16 115 4,80%
verfügbare Plätze insgesamt 969.553 984 688 1,60%
– darunter vollstationäre Dauerpflege 877.162 877 878 0,10%
– darunter teilstationäre Tagespflege 82.639 96 225 16,40%
Auslastung der verfügbaren Plätze in der vollstationären Dauerpflege in % 90,6 87,9 -3,00%

Quelle: Statistisches Bundesamt 

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Pflege/Publikationen/_publikationen-innen-pflegestatistik-deutschland-ergebnisse.html