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Vom 15. Mai bis 15. Juni 2020 hatte die Bank für Sozialwirtschaft zusammen mit der BFS Service GmbH, den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege, dem Deutschen Verein, dem Bundesverband privater Anbieter sowie der Universität zu Köln eine Umfrage zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Sozial- und Gesundheitswesen durchgeführt.
Rund 1.000 Teilnehmer*innen beteiligten sich an der Umfrage (vgl. Zwischenergebnisse der Corona-Umfrage). Die Ergebnisse liegen nun vor und wurden von Britta Klemm, der Leiterin des Kompetenzzentrums Sozialwirtschaft der BFS Service GmbH, vorgestellt. Frau Klemm hatte die Idee zur Umfrage und hat diese auch begleitet. Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier zusammengefasst.
Die Umfrageergebnisse decken eine wirtschaftliche Verunsicherung innerhalb der Branche auf. Rund 80 Prozent der Umfrageteilnehmenden rechnen bei den Planzahlen ihrer Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 2020 mit einer negativen Abweichung von fünf bis zehn Prozent.
Ein Fünftel der Befragten rechnet mit einem Minus von 20 Prozent. Zwölf Prozent mit Defiziten bis zu 30 Prozent. Bei den sozialen Organisationen ist rund die Hälfte in unterschiedlichem Maße von Deckungslücken betroffen. Rund die Hälfte aller Befragten rechnet mit einer Refinanzierungslücke.
45 bis 52 Prozent der Umfrageteilnehmenden hatten zum Zeitpunkt der Umfrage bereits Unterstützungsmaßnahmen, wie Kurzarbeitergeld, Hilfen aus dem Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz, Sozialschutz-Pakete oder Hilfen auf Länderebene, beantragt.
Kaum in Anspruch genommen wurden während des Umfragezeitraumes hingegen Kredit-, Liquiditäts- und Bürgschaftsprogramme der KfW sowie der Landesförderinstitute und Geschäftsbanken. Rund 60 Prozent der Umfrageteilnehmenden betrachteten die Bewältigung des zusätzlichen Bürokratie- und Dokumentationsaufwandes als nicht hinreichend geklärt.
Es gibt deutliche Unterschiede bei der Auslastung verschiedener Einrichtungen. Die Tagespflege, die Kinder- und Jugendhilfe sowie die ambulante und stationäre Pflege sind am stärksten von Auslastungsschwierigkeiten betroffen. Ambulanten Wohnformen, wie etwa betreutes Wohnen oder ambulant betreute Wohngemeinschaften, haben vergleichsweise geringe Auslastungsrückgänge zu verzeichnen.
Personalengpässe gelten für ein Viertel der Befragten als eine große Herausforderung. 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der ohnehin bestehende Fachkräftemangel sich durch Covid-19 weiter verschlechtern wird.
Die Corona-Pandemie-Umfrage ergab auch, dass ein erheblicher Teil aller Sozial- und Gesundheitsimmobilien über unzureichende bauliche Strukturen für Pandemie-Versorgungszeiten verfügen. Es fehlen vor allem Aufenthaltsbereiche, Hygieneschleusen und isolierbare Gebäudeabschnitte.
Für fast 90 Prozent der Befragten spielen digitale Bildungsplattformen eine entscheidende Rolle. Auch Apps und Online-Beratungsangebote finden breite Zustimmung. Als relevant bei der Nutzung gelten auch telemedizinische Anwendungen, Online-Vermittlungsportale und das Thema Intranet.
Den größten Unterstützungsbedarf sieht Britta Klemm im Bereich Personalgewinnung und -entwicklung. Hier liege durch die Corona-Pandemie eine Chance, da soziale Organisationen nun die Möglichkeit hätten, sich als ein attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, der krisenfeste Arbeitsplätze bieten kann.
Neben der Bewältigung des allgegenwärtigen Personalmangels wurde in der Umfrage auch deutlich, dass die Schaffung finanzieller, personeller und technischer Voraussetzungen sowie der Aufbau von Kompetenzen für die Digitalisierung entscheidende Zukunftsthemen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, sind.
Auch finanzielle Sicherheitspuffer der sozialen Organisationen müssten nach Einschätzung der Expertin größer sein und ihre Investitionsfähigkeit gestärkt werden.
Quellen: